Difference between revisions of "The Swing-in"
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Revision as of 18:41, 3 November 2017
Ein Lautsprecher versucht Transienten zu reproduzieren, indem er einschwingt. Dieses Einschwingen erfolgt gemäß seiner Übertragungsfunktion, sofern es keine Nichtlinearitäten gibt, z.B. Resonanzen. Chassis verhalten sich bei der Reproduktion einer ersten Halbwelle völlig anders als im eingeschwungenen Zustand. Dies liegt an der Unfähigkeit von elektroakustischen Wandlern, die erste Halbwelle einer Schwingung (z.B. Sinus, Sinusburst oder auch Musiksignal) voll auszubilden. Genau genommen kann ein Chassis nur bei exakt einer einzigen Frequenz die erste Halbwelle mit der richtigen Frequenz wiedergeben! Die Übertragungsfunktion beschreibt das Einschwingverhalten und den Unterschied der ersten zu den nachfolgenden Halbwellen, dem quasi-eingeschwungenen Zustand. Sie ist gekennzeichnet durch einen Hochpass beim Tieftöner und einen Tiefpass beim Hochtöner, welche beide die Grenzen der Bandbreite des Lautsprechers bestimmen. Und beide zeigen ein entgegengesetztes Verhalten bei den Einschwingverzerrungen der Signale. Bei komplexen Resonanzerscheinungen versagt eine einfache Übertragungsfunktion allerdings völlig.
Das Chassis schwingt dann nur noch über bzw. nach. Dies tut es zwar in Richtung seiner Resonanzfrequenz, aber ohne nennenswerten Schalldruck abzugeben, vor allem keinen, der noch wenige Millisekunden später hinzukommt. Daher ist die Reaktion des Chassis viel eher abgeschlossen. Wenn man einen Lautsprecher mit einer sprunghaften Signalform ohne weitere Schwingungen anregt, erreicht er ebenfalls nicht den eingeschwungenen Zustand und alle Modelle, die dies annehmen, treffen nicht zu. Es fehlt die "Rückwärtsschwingung" mit dem Nulldurchgang bei komplett beschleunigter Masse und somit die vollständige Schwingung des Feder-Masse-Systems. Erst wenn dieser Vorgang durchschritten ist, kann man von einem eingeschwungenen Zustand sprechen. Manche Lautsprecher erreichen diesen (je nach Güte) sogar erst noch später. HochtönerBeim dynamischen Musiksignal geht es um die Schnelligkeit. Die Anstiegsflanken und -zeiten der Impulse hängen von der Fähigkeit des Hochtöners ab, extrem schnell einzuschwingen. Beim Hochtöner, am oberen Übertragungsende, ist insbesondere die Resonanzfrequenz der Membran ausschlaggebend. Doch wenn ein Hochtöner im Frequenzgangdiagramm sehr hohe Frequenzen überträgt, heißt das noch nicht, dass er schnell ist. Bei vielen Hochtönern verläuft der Frequenzgang nur deshalb bis 20 kHz, weil Tiefpass und Membranresonanz derart abgestimmt worden sind, dass sich daraus ein nahezu linearer Verlauf im eingeschwungenen Zustand ergibt. Zu erkennen ist das an einem steilen Abfall oberhalb der Resonanzfrequenz, also am Ende des im Frequenzgang sichtbaren Übertragungsbereichs. Ein hoher Hochtonpegel, verursacht durch die Membran-Resonanz, muss dann erst einschwingen, und das dauert zwei bis drei Halbwellen! Das Signal- / Zeitverhalten sieht dabei allerdings meist schon ab 5 bis 10 kHz schlecht aus. |
Datei:Lautsprecher-purus-11-by-michael-weidlich.jpg |
Welche Qualität muss eine Übertragungsstrecke haben, wenn ein Mensch 16 kHz bewusst und ohne Einschränkung wahrnimmt?
Die Wirkung auf die Signalform und das Timing durch Filter oder den natürlichen Tiefpass eines Hochtöners reicht mehrere Oktaven tiefer. Um 16 kHz ohne Zeitverschiebung und ohne entsprechende Signalverformung wiedergeben zu können, dürfen alle qualitätsmindernden Phänomene erst oberhalb von 16 kHz wirksam werden. In der Messtechnik hält man einen "Abstand" zum Messobjekt von mindestens 2 - 3 Oktaven, um den Einfluss des Messequipments selbst aus dem Ergebnis heraus zu halten. Ein Hochtöner oder eine Signalquelle müssen demnach ebenfalls 2 - 3 Oktaven "Abstand" zum Hörbereich des Menschen haben. Selbst wenn man den Hörbereich nur bis 16 kHz definierte, käme man bei nur 2 Oktaven Abstand bereits auf 64 kHz. Und das ist knapp bemessen! Hochauflösendes Quellmaterial ist also Pflicht. Ein Hochtöner, der 16 kHz ohne Fehler wiedergibt, ebenfalls. Doch wenn der Hochtöner, wie üblich, bereits bei 20 - 30 kHz seine Membranresonanz hat und der Einfluss des Tiefpasses bereits in den oberen Mitten beginnt, wird man kaum in der Lage sein, Qualitätsunterschiede der Signalquellen zu detektieren.
Bemerkenswert sind die Angaben der oberen Grenzfrequenz (-3 dB) bei einigen Herstellern. So wird zum Beispiel für den Accuton BD20 (20 mm Diamantmembran) eine obere Grenzfrequenz von 100 kHz deklariert. Tatsächlich, nach Messungen des Chassis-Herstellers, liegt der -3 dB Punkt aber bei ≈ 44 kHz, das allerdings ohne eine sich überlagernde Haupt-Membranresonanz.
Diese liegt bei ≈ 60 kHz (ca. -10 dB Punkt / je nach Mikro). Bei der Angabe der 100 kHz hat der Herstellers also um mehr als eine Oktave "geschönt" !
TieftönerIm Tiefbassbereich bewegen wir uns im physikalischen Grenzbereich der in ihren geometrischen Dimensionen begrenzten Wandler und der zur Vermeidung akustischer Kurzschlüsse notwendigen Gehäuse. Tiefen Bass zu erzeugen, ist für einen Lautsprecherentwickler eine banale Aufgabe. Aber einen Kunden zu finden für eine so große Box, ist eine sehr schwierige Aufgabe. Es gibt seitens der Anwender immer Beschränkungen bezüglich der Größe eines Lautsprechers und auch beim Preis. Doch Tieftöner mit großer Verstärkerleistung gegen die hohe Kompression kleiner Gehäusevolumen zur Tiefbasswiedergabe zu zwingen, deformiert nicht nur deren Membran, sondern erhitzt auch deren Schwingspulen. Heiße Schwingspulen werden bei jedem Hitzestoß noch hochohmiger. Das ist eine eingebaute Kompression, da Verstärker an hochohmigen Lasten weniger Leistung abgeben. Man muss man sich das auch noch im Rhythmus vorstellen.
Das Feder-Masse-System spielt bei der Ausbildung der ersten Halbwelle eine entscheidende Rolle. Es wird gespannt (Energiespeicherung) und wirkt entgegengesetzt der Antriebsrichtung. An dem Punkt, wo Antriebsenergie und Gegenkraft des Feder-Masse-Systems gleich sind, bewirkt nur noch die Energie der bewegten Masse eine kurzzeitige weitere Vorwärts-Bewegung. Dadurch (Systemresonanz) entsteht zusammen mit dem Strahlungswiderstand die Hochpass-Charakteristik.
Bei allen Gehäuseabstimmungen, die sich zur Verstärkung des Bass-Schalldrucks eines Resonanzsystems (z.B. Bassreflex, Transmissionline etc.) bedienen, ist diese Täuschung noch viel größer! Ein Resonanzsystem braucht mehrere Halbwellen um einzuschwingen und zusätzlichen Schalldruck zu addieren. Die ersten Halbwellen sind allerdings nicht stärker als beim geschlossenen Gehäuse, denn hier wirkt das Resonanzverhalten noch nicht. |
Der Bandpass
Grundsätzlich schwingt ein Bandpass extrem langsam ein. Die im Frequenzgang dargestellte Amplitude wird erst nach mehreren Halbwellen erreicht (frühestens ab der dritten Halbwelle, wobei das kontinuierlich ansteigend ist). Selbst wenn man einen Bandpass-Lautsprecher so platzieren würde, dass die erzeugte Schallwelle zeitgleich mit dem Mittelhochtonsegment starten würde, hätten man in vielen Fällen Probleme mit einer gegenphasigen Polung. Hilfreich für die messtechnische Darstellung des Einschwingverhaltens sind, neben der nicht ganz einfach zu interpretierenden Sprungantwort, die Front-Ansicht von Wasserfalldiagrammen oder noch anschaulicher, Oszilloscope-Messungen mit Sinus-Bursts.
Schauen wir uns das Einschwingverhalten von Instrumenten und Geräuschen an: Bei natürlichen Schallereignissen sind die ersten Halbwellen in der Regel die lautesten. Die nachfolgenden Halbwellen werden mehr oder weniger schnell leiser. Somit haben wir bei den Lautsprechern ein unnatürliches, entgegengesetztes Verhalten. Dieses ist bei Gehäuseabstimmungen mit zusätzlichem Resonanzsystem noch unnatürlicher, da das Verhältnis von ersten zu nachfolgenden Halbwellen noch entgegengesetzter wird. Je besser der gesamte Phasenverlauf eines Lautsprechers im mittleren und oberen Bereich wird (auch im Einschwingen), desto mehr fällt das schlechte Verhalten zu tiefen Tönen hin auf.
Was kann man technisch korrigieren?Digital...
Ähnlich problematisch zeigt sich die Korrektur von raumbedingten Auslöschungen. Eine Regelung bringt am unteren Übertragungsende Vorteile, besonders im eingeschwungenen Zustand. Der eingeschwungenen Zustand unterliegt jedoch im Bass vollständig der Raumresonanzproblematik, mit all den Wirkungen und Einschränkungen beim Versuch der Korrektur. Im Bass müsste man unbedingt den Raum mitkorrigieren, sonst macht es keinen Sinn. Das ist aber nur sehr eingeschränkt möglich, und wenn - für welchen Platz im Raum? Zudem bwirken Raumresonanzen leicht 10 dB Amplitudenschwankungen. Das ist mächtig gegenüber der Wirkung einer Regelung. Der Detektor muss sich also am Hörplatz befinden! Im mittleren und besonders im oberen Übertragungsbereich eines Chassis sind die vielfältigen Resonanzerscheinungen (Membranresonanzen, Resonanzen des bzw. mit dem Spider und mit der Randaufhängung usw.) nicht mehr induktiv erfassbar. Die Resonanzen wirken mit ihrer Bewegungsenergie nicht mehr eindeutig auf das Antriebssystem. Eine Regelung ist also im größten Teil des Übertragungsbereichs nicht mehr sinnvoll möglich. Da funktioniert eine Steuerung besser. |
Datei:Amur.jpg |
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