Difference between revisions of "Apogee Scintilla Signature"

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Beide Systeme bestehen ausschließlich aus korrugierter (Wellprofilierung) Alumiumfolie ohne Kapton-oder Mylarfolie zur Verstärkung, die Länge beträgt etwa 1350 mm. Aufgrund dieser Bauart sind diese Bändchen extrem niederohmig, was für die meisten damaligen Verstärker schwierig war, aber vor allem sind sie dadurch auch sehr leicht.  
 
Beide Systeme bestehen ausschließlich aus korrugierter (Wellprofilierung) Alumiumfolie ohne Kapton-oder Mylarfolie zur Verstärkung, die Länge beträgt etwa 1350 mm. Aufgrund dieser Bauart sind diese Bändchen extrem niederohmig, was für die meisten damaligen Verstärker schwierig war, aber vor allem sind sie dadurch auch sehr leicht.  
 
Im Gegensatz zu fast allen späteren Mittel-Hochtönern sind diese Bändchen "einzügig" ausgeführt, deswegen die Niederohmigkeit, aber gerade dadurch auch der hervorragende Klang, denn nur diese Bauform erlaubt es ohne die Kunststoffträgerfolie auszukommen, welche die ansonsten unvermeidlichen Leiterbahnspalte überbrücken kann. Die gesamte "Membran" ist hier gleichzeitig der angetriebene Leiter, völlig frei hängend im Magnetfeld.
 
Im Gegensatz zu fast allen späteren Mittel-Hochtönern sind diese Bändchen "einzügig" ausgeführt, deswegen die Niederohmigkeit, aber gerade dadurch auch der hervorragende Klang, denn nur diese Bauform erlaubt es ohne die Kunststoffträgerfolie auszukommen, welche die ansonsten unvermeidlichen Leiterbahnspalte überbrücken kann. Die gesamte "Membran" ist hier gleichzeitig der angetriebene Leiter, völlig frei hängend im Magnetfeld.
Der Tiefmitteltonbereich wurde/wird wie bei allen anderen Vollbereichs "Bändchen" Apogees mit einem folienverstärkten "Quasiribbon" wieder gegeben. Die Leiterbahnen sind mäanderförmig ausgeführt, hinter den Leiterbahnen befindet sich eine Lochplatte mit - hoffentlich (leider nicht immer der Fall) - in Beziehung zur Stromflussrichtung in den Leiterbahnen korrekt aufgeklebten Magnetreihen. Es gab zwei Mäanderzuschnitte: ca. 34 mm breite Leiterbahnen für die berühmte 1-Ohm Version und ca. 16,5mm schmale, für eine reine 4 Ohm und eine von 1 nach 4 Ohm umklemmbare Version. Eine ganz frühe Version hatte einen Übertrager zur Impedanzerhöhung, aber davon wurden nur ganz wenige gebaut. Insgesamt wurden zu "Lebzeiten" von Apogee nach Schätzungen etwa 1000 Paare Scintillas in den USA hergestellt, davon sollen ca. 40 Paar nach Deutschland geliefert worden sein.  
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Der Tiefmitteltonbereich wurde/wird wie bei allen anderen Vollbereichs "Bändchen" Apogees mit einem folienverstärkten "Quasiribbon" wieder gegeben. Die Leiterbahnen sind mäanderförmig ausgeführt, hinter den Leiterbahnen befindet sich eine Lochplatte mit - hoffentlich (leider nicht immer der Fall) - in Beziehung zur Stromflussrichtung in den Leiterbahnen korrekt aufgeklebten Magnetreihen. Es gab zwei Mäanderzuschnitte: ca. 34 mm breite Leiterbahnen für die berühmte 1-Ohm Version und ca. 16,5mm schmale, für eine reine 4 Ohm und eine von 1 nach 4 Ohm umklemmbare Version. Eine ganz frühe Version hatte einen Übertrager zur Impedanzerhöhung, aber davon wurden nur wenige gebaut. Insgesamt wurden zu "Lebzeiten" von Apogee nach Schätzungen etwa 1000 Paare Scintillas in den USA hergestellt, davon sollen ca. 40 Paar nach Deutschland geliefert worden sein.  
Der extrem gute, hochaufgelöste und dabei immer äußerst musikalische Klang wird primär den Mittel- und Hochbändchen speziell in der 1 Ohm bzw. der in 1 Ohm betriebenen umschaltbaren Version nachgesagt. Die knappe 1 Ohm Impedanz stellt für alle diejenigen Endstufen ein Problem dar, die mittels höher interner Betriebsspannung (über +/-63 Volt DC) und relativ wenigen Ausgangstransistoren, z.B. 4...6 pro Seite) auf eher höhere Lastwiderstände (4...8Ohm) ausgelegt sind.  Endverstärker mit geringeren internen Betriebspannungen (40 bis +/-56V DC) und mindestens 6 oder 8 Ausgangstransistoren pro Kanal haben damit kein Problem. Ähnliches gilt für Röhrenendstufen, sofern die Ausgangsübertrager auf 2 oder besser 1Ohm geschaltet bzw. gelötet werden können, und mindestens 6, besser 8 Leistungsendpentoden pro Seite vorhanden sind.  
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Der extrem gute, hochaufgelöste und dabei immer äußerst musikalische Klang wird primär den Mittel- und Hochbändchen speziell in der 1 Ohm bzw. der in 1 Ohm betriebenen umschaltbaren Version nachgesagt. Die knappe 1 Ohm Impedanz stellt für alle diejenigen Endstufen ein Problem dar, die mittels höher interner Betriebsspannung (über +/-63 Volt DC) und relativ wenigen Ausgangstransistoren, z.B. 4...6 pro Seite) auf eher höhere Lastwiderstände (4...8Ohm) ausgelegt sind.  Endverstärker mit geringeren internen Betriebspannungen (40 bis +/-56V DC) und mindestens 6 oder 8 Ausgangstransistoren pro Kanal haben damit kein Problem. Ähnliches gilt für Röhrenendstufen, sofern die Ausgangsübertrager auf 2 oder besser 1 Ohm geschaltet bzw. gelötet werden können, und mindestens 6, besser 8 Leistungsendpentoden pro Seite vorhanden sind.  
Speziell die Hochtonbändchen, aber auch das breite Mitteltonbändchen der Scintilla sind mechanisch SEHR empfindlich. Luftzug oder unvorsichtige Transportbewegungen überdehnen die Korrugierung dieser Bändchen sehr schnell, so dass die Elemente dann zu weit durchhängen und ersetzt werden müssen. Bei der Tiefmitteltonfolie ist - wie bei allen Apogee Fullrange Ribbons - die Randeinspannung aus einem Tesa-Moll ähnlichen, PVC-basiertem  Schaumstoff das Problem. Dieser zerbröselt aufgrund Weichmacherverlust nach etwa 15 Jahren. Dieser Bedämpfungsschaumstoff ist nicht auswechselbar ohne dabei die Bass-Folie zu zerstören. Eine zersetzte Randeinspannung äußert sich in schnarrenden Begleitgeräuschen, die insbesondere von oberen bis mittleren Bässen (75/150Hz) angeregt werden und sehr störend wirken. Bei einem gebrauchten Exemplar mit Originalfolien bzw. Bändchen ist daher IMMER davon auszugehen, dass diese komplett ersetzt werden müssen. Dieses ist möglich bei Restaurateuren in Holland, Schweiz, England, USA und Australien, die die CNC-gefertigten australischen Folien der Fa. Graz installieren. Kein billiges Vergnügen, aber dieser Lautsprecher spielt, wenn alles stimmt, in Sachen Musikalität und Feinstauflösung - aber nicht in Schalldruck-, in der Liga der aktuellen 20- 30T€ Klasse ganz vorne mit. Viele Kenner der Szene sind der Meinung, dass dieser Lautsprecher - gerade in der 1Ohm Version- auch der insgesamt beste Apogee war, der je gebaut wurde. Gerade diese Version hat aber auch Apogee den Ruf der "Ampkiller" eingebracht, obwohl nur dieses eine Modelle in der Palette diese sehr niedrige Impedanz hatte.
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Speziell die Hochtonbändchen, aber auch das breite Mitteltonbändchen der Scintilla sind mechanisch SEHR empfindlich. Falsche Lagerung, Luftzug oder unvorsichtige Transportbewegungen überdehnen die Korrugierung dieser Bändchen, so dass die Elemente dann zu weit durchhängen und ersetzt werden müssen.  
Regenerierungen einer zersetzten Randeinspannung wurden bereits erfolgreich mittels dünnflüssigem, neutralhärtendem Silikonkonkautschuk durchgeführt. Dieser wird dann nur von vorne vorsichtig in den Schaumstoff eingebracht und stellt dann zumindest teilweise wieder die gewünschten Eigenschaften her. Der Vorteil ist neben der erheblichen Kosteneinsparung, dass die in mehrerer Hinsicht den Nachbauten überlegenen Originalfolien erhalten bleiben, sofern diese unbeschädigt sind. 
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Bei der Tiefmitteltonfolie ist - wie bei allen Apogee Fullrange Ribbons - die Randeinspannung aus einem Tesa-Moll ähnlichen, PVC-basiertem  Schaumstoff das Problem. Dieser zerbröselt aufgrund Weichmacherverlust nach etwa 15 Jahren. Dieser Bedämpfungsschaumstoff ist nicht auswechselbar ohne dabei die Bass-Folie zu zerstören. Eine zersetzte Randeinspannung äußert sich in schnarrenden Begleitgeräuschen, die insbesondere von oberen bis mittleren Bässen (75/150Hz) angeregt werden und sehr störend wirken. Bei einem gebrauchten Exemplar mit Originalfolien bzw. Bändchen ist daher IMMER davon auszugehen, dass diese komplett ersetzt werden müssen. Dieses ist möglich bei Restaurateuren in Holland, Schweiz, England, USA und Australien, die die CNC-gefertigten australischen Folien der Fa. Graz installieren. Kein billiges Vergnügen, aber dieser Lautsprecher spielt, wenn alles stimmt, in Sachen Musikalität und Feinstauflösung - aber nicht in Schalldruck-, in der Liga der aktuellen 20- 30T€ Klasse ganz vorne mit. Viele Kenner der Szene sind der Meinung, dass dieser Lautsprecher - gerade in der 1Ohm Version- auch der insgesamt beste Apogee war, der je gebaut wurde. Gerade diese Version hat aber auch Apogee den Ruf der "Ampkiller" eingebracht, obwohl nur dieses eine Modelle in der Palette diese sehr niedrige Impedanz hatte.
  
Ein gravierender Nachteil ALLER Apogee-Fullrange Lautsprecher soll nicht unerwähnt bleiben: die Bassfolie neigt zur Anregung oder Eigenproduktion von Nebengeräuschen. Diese können sein: der bereits erwähnte "Buzz" durch defekte Randbedämpfung der Bassfolie, Schnarren/Rattern durch zu lockere obere/untere Folien-Klemmen ("upper/lower clamps", rel. leicht zu beheben). Ferner durch parasitäre Schwingungen z.B. der Frontmaske oder von Frequenzweichenbauteilen (mit etwas Aufwand behebbar).  
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Regenerierungen einer zersetzten Randeinspannung wurden bereits erfolgreich mittels sehr dünnflüssigem, neutralhärtendem Silikonkautschuk durchgeführt. Dieser wird dann nur von vorne vorsichtig in den Schaumstoff eingebracht und stellt nach Aushärtung zumindest teilweise wieder die gewünschten Eigenschaften her. Der Vorteil ist neben der erheblichen Kosteneinsparung, dass die in mehrerer Hinsicht den Nachbauten überlegenen Originalfolien erhalten bleiben können, sofern diese unbeschädigt sind. 
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Ein gravierender Nachteil ALLER Apogee-Fullrange Lautsprecher soll nicht unerwähnt bleiben: die Bassfolie neigt zur Anregung oder Eigenproduktion von diversen Nebengeräuschen. Diese können sein: der bereits erwähnte "Buzz" durch defekte Randbedämpfung der Bassfolie, Schnarren/Rattern durch zu lockere obere/untere Folien-Klemmen ("upper/lower clamps", rel. leicht zu beheben). Ferner durch parasitäre Schwingungen z.B. der Frontmaske oder von Frequenzweichenbauteilen (mit etwas Aufwand behebbar).  
 
Viel schlimmer ist ein Wah-wah-ähnliches Geräusch (interne Bezeichnung bei Apogee USA), oder auch "Folien-Flirren" genannt, welches durch Aufschwingen der Bassfolie bei bestimmten Frequenzen, meist sehr schmalbandig mit Mittenfrequenzen im Bereich von 200 bis 400Hz entsteht. Hierbei schwingt die Folie nicht mehr in Phase, sonderen Teile der Folie bewegen sich nach vorne, während andere nach hinten schwingen. Da das wegen der sich über die Höhe stetig ändernden Folienbreite mit leicht unterschiedlicher Frequenz geschieht, kommt es zu Schwebungen, also zu Auslöschungen und mal zu Verstärkungen, daher das "Flirren" oder "Wah-wah". Dieses Problem ist sehr schwer oder garnicht lösbar, zumindest mit der installierten Folie. Obwohl dieses Phänomen bei reinen Sinustönen bereits bei geringsten Pegeln (unter bis bei einem Volt Klemmenspannung) stark in Erscheinung treten kann, ist es bei Musik erstaunlicherweise und zum Glück eher selten zu hören. Wenn, dann meist bei längeren Noten einzeln angerissener Saiten akustischer Gitarre oder Sologesang. Apogee hat dieses Problem ab den frühen 90er Jahren durch sinusförmig statt gerade ausgeführten horzizontalen Leiterbahnschnitte der Bassfolie recht erfolgreich bekämpft. Diese Folien kamen bei der Stage, Studio Grand und Grand zum Einsatz. Messungen des Autors haben ergeben, dass für dieses Problem ausgerechnet die handwerklich sehr akurat ausgeführten Graz-Folien besonders anfällig sind. Es wird vermutet, dass die zufällig wirkenden Unregelmässigkeiten bei den mehr oder minder breiten Überlappungen der aus mehreren Querstreifen zusammengesetzten Kaptonträgerfolie der Originalmembranen schwingungshemmend wirkten.  Interessanterweise wird dieses Thema in Diskussionsforen selten oder nie behandelt. Einzig in Tests verschiedener Apogees im Jahr 1988 in der Zeitschrift "Audio Critic" wurde das Problem beim Namen genannt.   
 
Viel schlimmer ist ein Wah-wah-ähnliches Geräusch (interne Bezeichnung bei Apogee USA), oder auch "Folien-Flirren" genannt, welches durch Aufschwingen der Bassfolie bei bestimmten Frequenzen, meist sehr schmalbandig mit Mittenfrequenzen im Bereich von 200 bis 400Hz entsteht. Hierbei schwingt die Folie nicht mehr in Phase, sonderen Teile der Folie bewegen sich nach vorne, während andere nach hinten schwingen. Da das wegen der sich über die Höhe stetig ändernden Folienbreite mit leicht unterschiedlicher Frequenz geschieht, kommt es zu Schwebungen, also zu Auslöschungen und mal zu Verstärkungen, daher das "Flirren" oder "Wah-wah". Dieses Problem ist sehr schwer oder garnicht lösbar, zumindest mit der installierten Folie. Obwohl dieses Phänomen bei reinen Sinustönen bereits bei geringsten Pegeln (unter bis bei einem Volt Klemmenspannung) stark in Erscheinung treten kann, ist es bei Musik erstaunlicherweise und zum Glück eher selten zu hören. Wenn, dann meist bei längeren Noten einzeln angerissener Saiten akustischer Gitarre oder Sologesang. Apogee hat dieses Problem ab den frühen 90er Jahren durch sinusförmig statt gerade ausgeführten horzizontalen Leiterbahnschnitte der Bassfolie recht erfolgreich bekämpft. Diese Folien kamen bei der Stage, Studio Grand und Grand zum Einsatz. Messungen des Autors haben ergeben, dass für dieses Problem ausgerechnet die handwerklich sehr akurat ausgeführten Graz-Folien besonders anfällig sind. Es wird vermutet, dass die zufällig wirkenden Unregelmässigkeiten bei den mehr oder minder breiten Überlappungen der aus mehreren Querstreifen zusammengesetzten Kaptonträgerfolie der Originalmembranen schwingungshemmend wirkten.  Interessanterweise wird dieses Thema in Diskussionsforen selten oder nie behandelt. Einzig in Tests verschiedener Apogees im Jahr 1988 in der Zeitschrift "Audio Critic" wurde das Problem beim Namen genannt.   
 
Daher vor dem Kauf: unbedingt einen Sinusgenerator anschliessen und bei geringem bis moderatem Pegel von 30Hz bis bis 10 kHz durchstimmen.  
 
Daher vor dem Kauf: unbedingt einen Sinusgenerator anschliessen und bei geringem bis moderatem Pegel von 30Hz bis bis 10 kHz durchstimmen.  
 
Preise:  
 
Preise:  
Es gab Zeiten, da konnte man ein gebrauchtes und fast immer auch kaputtes Paar  "Scinnies" für 500€/$ oder weniger bekommen, aber das ist wohl vorbei.  
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Es gab Zeiten, da konnte man ein gebrauchtes und fast immer auch kaputtes Paar  "Scinnies" für 500€/$ oder weniger bekommen, aber das ist vorbei.  
Defekte Exemplare bringen derzeit 1000 bis 1500€/$, für ein überholtes Paar sind 5 bis 8T€ und mehr anzulegen.  
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Defekte Exemplare bringen 1000 bis 1500€/$, für ein überholtes Paar sind 5 bis 8T€ und mehr anzulegen.  
 
Für eine Überholung sollten 4 bis 8T€ eingeplant werden, je nach Aufwand, der über einen reinen Folientausch hinausgeht, z.B. für eine Lackierung oder einen Neuaufbau der aufwändigen Frequenzweichen. Ein Selbstaustausch der Bass-Folien ist extrem schwierig und geht mit Sicherheit schief. Sogar den Experten gelingt diese Aktion nicht immer auf Anhieb.  
 
Für eine Überholung sollten 4 bis 8T€ eingeplant werden, je nach Aufwand, der über einen reinen Folientausch hinausgeht, z.B. für eine Lackierung oder einen Neuaufbau der aufwändigen Frequenzweichen. Ein Selbstaustausch der Bass-Folien ist extrem schwierig und geht mit Sicherheit schief. Sogar den Experten gelingt diese Aktion nicht immer auf Anhieb.  
 
  
 
Ein paar Daten noch:
 
Ein paar Daten noch:

Revision as of 02:42, 1 May 2013

Die Scintilla ist bzw. war der zweite sogenannte Bändchen-Lautsprecher - nach dem Apogee-Debut mit dem spektakulären "Fullrange"- den Apogee herausgebracht hat. Das Paar wurde in den USA in den späteren 80er Jahren für den erstaunlich geringen Preis von 3.500,- USD angeboten. Es handelt sich hier um einen Vollbereichs Dipol- Magnetostaten, ausgeführt als Dreiwegesystem mit vier(!) ca. 12 mm schmalen Alu-Hochtonbändchen: zwei vorne und zwei gegenphasig (!)arbeitende hinten, dadurch wird der Hochtonbereich von einer Art pulsierendem, schlankem Zylinder abgestrahlt. Ferner einem ca. 45mm breiten Alu- Mitteltonbändchen, alle fünf Wandler in EINEM gemeinsamen, sehr starken Magnetspalt. Beide Systeme bestehen ausschließlich aus korrugierter (Wellprofilierung) Alumiumfolie ohne Kapton-oder Mylarfolie zur Verstärkung, die Länge beträgt etwa 1350 mm. Aufgrund dieser Bauart sind diese Bändchen extrem niederohmig, was für die meisten damaligen Verstärker schwierig war, aber vor allem sind sie dadurch auch sehr leicht. Im Gegensatz zu fast allen späteren Mittel-Hochtönern sind diese Bändchen "einzügig" ausgeführt, deswegen die Niederohmigkeit, aber gerade dadurch auch der hervorragende Klang, denn nur diese Bauform erlaubt es ohne die Kunststoffträgerfolie auszukommen, welche die ansonsten unvermeidlichen Leiterbahnspalte überbrücken kann. Die gesamte "Membran" ist hier gleichzeitig der angetriebene Leiter, völlig frei hängend im Magnetfeld. Der Tiefmitteltonbereich wurde/wird wie bei allen anderen Vollbereichs "Bändchen" Apogees mit einem folienverstärkten "Quasiribbon" wieder gegeben. Die Leiterbahnen sind mäanderförmig ausgeführt, hinter den Leiterbahnen befindet sich eine Lochplatte mit - hoffentlich (leider nicht immer der Fall) - in Beziehung zur Stromflussrichtung in den Leiterbahnen korrekt aufgeklebten Magnetreihen. Es gab zwei Mäanderzuschnitte: ca. 34 mm breite Leiterbahnen für die berühmte 1-Ohm Version und ca. 16,5mm schmale, für eine reine 4 Ohm und eine von 1 nach 4 Ohm umklemmbare Version. Eine ganz frühe Version hatte einen Übertrager zur Impedanzerhöhung, aber davon wurden nur wenige gebaut. Insgesamt wurden zu "Lebzeiten" von Apogee nach Schätzungen etwa 1000 Paare Scintillas in den USA hergestellt, davon sollen ca. 40 Paar nach Deutschland geliefert worden sein. Der extrem gute, hochaufgelöste und dabei immer äußerst musikalische Klang wird primär den Mittel- und Hochbändchen speziell in der 1 Ohm bzw. der in 1 Ohm betriebenen umschaltbaren Version nachgesagt. Die knappe 1 Ohm Impedanz stellt für alle diejenigen Endstufen ein Problem dar, die mittels höher interner Betriebsspannung (über +/-63 Volt DC) und relativ wenigen Ausgangstransistoren, z.B. 4...6 pro Seite) auf eher höhere Lastwiderstände (4...8Ohm) ausgelegt sind. Endverstärker mit geringeren internen Betriebspannungen (40 bis +/-56V DC) und mindestens 6 oder 8 Ausgangstransistoren pro Kanal haben damit kein Problem. Ähnliches gilt für Röhrenendstufen, sofern die Ausgangsübertrager auf 2 oder besser 1 Ohm geschaltet bzw. gelötet werden können, und mindestens 6, besser 8 Leistungsendpentoden pro Seite vorhanden sind. Speziell die Hochtonbändchen, aber auch das breite Mitteltonbändchen der Scintilla sind mechanisch SEHR empfindlich. Falsche Lagerung, Luftzug oder unvorsichtige Transportbewegungen überdehnen die Korrugierung dieser Bändchen, so dass die Elemente dann zu weit durchhängen und ersetzt werden müssen. Bei der Tiefmitteltonfolie ist - wie bei allen Apogee Fullrange Ribbons - die Randeinspannung aus einem Tesa-Moll ähnlichen, PVC-basiertem Schaumstoff das Problem. Dieser zerbröselt aufgrund Weichmacherverlust nach etwa 15 Jahren. Dieser Bedämpfungsschaumstoff ist nicht auswechselbar ohne dabei die Bass-Folie zu zerstören. Eine zersetzte Randeinspannung äußert sich in schnarrenden Begleitgeräuschen, die insbesondere von oberen bis mittleren Bässen (75/150Hz) angeregt werden und sehr störend wirken. Bei einem gebrauchten Exemplar mit Originalfolien bzw. Bändchen ist daher IMMER davon auszugehen, dass diese komplett ersetzt werden müssen. Dieses ist möglich bei Restaurateuren in Holland, Schweiz, England, USA und Australien, die die CNC-gefertigten australischen Folien der Fa. Graz installieren. Kein billiges Vergnügen, aber dieser Lautsprecher spielt, wenn alles stimmt, in Sachen Musikalität und Feinstauflösung - aber nicht in Schalldruck-, in der Liga der aktuellen 20- 30T€ Klasse ganz vorne mit. Viele Kenner der Szene sind der Meinung, dass dieser Lautsprecher - gerade in der 1Ohm Version- auch der insgesamt beste Apogee war, der je gebaut wurde. Gerade diese Version hat aber auch Apogee den Ruf der "Ampkiller" eingebracht, obwohl nur dieses eine Modelle in der Palette diese sehr niedrige Impedanz hatte.

Regenerierungen einer zersetzten Randeinspannung wurden bereits erfolgreich mittels sehr dünnflüssigem, neutralhärtendem Silikonkautschuk durchgeführt. Dieser wird dann nur von vorne vorsichtig in den Schaumstoff eingebracht und stellt nach Aushärtung zumindest teilweise wieder die gewünschten Eigenschaften her. Der Vorteil ist neben der erheblichen Kosteneinsparung, dass die in mehrerer Hinsicht den Nachbauten überlegenen Originalfolien erhalten bleiben können, sofern diese unbeschädigt sind.

Ein gravierender Nachteil ALLER Apogee-Fullrange Lautsprecher soll nicht unerwähnt bleiben: die Bassfolie neigt zur Anregung oder Eigenproduktion von diversen Nebengeräuschen. Diese können sein: der bereits erwähnte "Buzz" durch defekte Randbedämpfung der Bassfolie, Schnarren/Rattern durch zu lockere obere/untere Folien-Klemmen ("upper/lower clamps", rel. leicht zu beheben). Ferner durch parasitäre Schwingungen z.B. der Frontmaske oder von Frequenzweichenbauteilen (mit etwas Aufwand behebbar). Viel schlimmer ist ein Wah-wah-ähnliches Geräusch (interne Bezeichnung bei Apogee USA), oder auch "Folien-Flirren" genannt, welches durch Aufschwingen der Bassfolie bei bestimmten Frequenzen, meist sehr schmalbandig mit Mittenfrequenzen im Bereich von 200 bis 400Hz entsteht. Hierbei schwingt die Folie nicht mehr in Phase, sonderen Teile der Folie bewegen sich nach vorne, während andere nach hinten schwingen. Da das wegen der sich über die Höhe stetig ändernden Folienbreite mit leicht unterschiedlicher Frequenz geschieht, kommt es zu Schwebungen, also zu Auslöschungen und mal zu Verstärkungen, daher das "Flirren" oder "Wah-wah". Dieses Problem ist sehr schwer oder garnicht lösbar, zumindest mit der installierten Folie. Obwohl dieses Phänomen bei reinen Sinustönen bereits bei geringsten Pegeln (unter bis bei einem Volt Klemmenspannung) stark in Erscheinung treten kann, ist es bei Musik erstaunlicherweise und zum Glück eher selten zu hören. Wenn, dann meist bei längeren Noten einzeln angerissener Saiten akustischer Gitarre oder Sologesang. Apogee hat dieses Problem ab den frühen 90er Jahren durch sinusförmig statt gerade ausgeführten horzizontalen Leiterbahnschnitte der Bassfolie recht erfolgreich bekämpft. Diese Folien kamen bei der Stage, Studio Grand und Grand zum Einsatz. Messungen des Autors haben ergeben, dass für dieses Problem ausgerechnet die handwerklich sehr akurat ausgeführten Graz-Folien besonders anfällig sind. Es wird vermutet, dass die zufällig wirkenden Unregelmässigkeiten bei den mehr oder minder breiten Überlappungen der aus mehreren Querstreifen zusammengesetzten Kaptonträgerfolie der Originalmembranen schwingungshemmend wirkten. Interessanterweise wird dieses Thema in Diskussionsforen selten oder nie behandelt. Einzig in Tests verschiedener Apogees im Jahr 1988 in der Zeitschrift "Audio Critic" wurde das Problem beim Namen genannt. Daher vor dem Kauf: unbedingt einen Sinusgenerator anschliessen und bei geringem bis moderatem Pegel von 30Hz bis bis 10 kHz durchstimmen. Preise: Es gab Zeiten, da konnte man ein gebrauchtes und fast immer auch kaputtes Paar "Scinnies" für 500€/$ oder weniger bekommen, aber das ist vorbei. Defekte Exemplare bringen 1000 bis 1500€/$, für ein überholtes Paar sind 5 bis 8T€ und mehr anzulegen. Für eine Überholung sollten 4 bis 8T€ eingeplant werden, je nach Aufwand, der über einen reinen Folientausch hinausgeht, z.B. für eine Lackierung oder einen Neuaufbau der aufwändigen Frequenzweichen. Ein Selbstaustausch der Bass-Folien ist extrem schwierig und geht mit Sicherheit schief. Sogar den Experten gelingt diese Aktion nicht immer auf Anhieb.

Ein paar Daten noch: Höhe: ca. 150cm, Breite unten 83cm, oben 74cm, Dicke: 9cm (ohne Fußplatte); Gewicht: verschiedene Angaben: 75 bzw. 90kg/Stck.; Trennfrequenzen: verschiedene Angaben: 500Hz/3kHz und 300Hz/900Hz, Steilheit 6dB pro Octave; Empfindlichkeit: 79dB/Wm; Impedanz: 1 oder 4 Ohm; Übertragungsbereich +-3dB: 25Hz bis 20kHz

Anmerkung: Der Autor besitzt mehrere Apogees, darunter auch Scintillas und hat diese Zeilen nach bestem Wissen geschrieben.